Liebe Freunde, Bekannte, Verwandte,
die erste Woche in Indien ist nun fast um und ich möchte euch an einigen ersten Erlebnissen teil haben lassen.
Am Freitag den 13. ging es also los. Hannover-Paris, Paris-Mumbai.
In Paris habe ich Marie getroffen. Sie studiert mit mir in Magdeburg und ist eingefleischte Inderin. Sie hat schon 1 1/2 Jahre in Indien verbracht und unterrichtete hier in einem Dorf, östlich von Goa, Englisch und Mathematik in einer Musikschule für Kinder. Ich bin froh dass wir beide einen Studienplatz in Mumabi bekommen haben, somit habe ich zumindest jemanden der mir sagen kann wie man sich hier verhält, welche Traditionen es gibt, was man essen kann - und was nicht, etc. Darüber bin ich sehr froh! :)
Nun denn. Das erste witzige war erstmal in dem Flug von Paris nach Mumbai, dass die Stewardessen uns vor Abflug desinfiziert haben. Sie gingen durch die reihen mit irgendwelchen Sprühflaschen. Marie sagte es geht um Insekten und Krabbeltiere, damit wir die nicht mit nach Indien einschleppen und eine Epidemie verursachen. Ob das so gesund für unsere Lungen war ist fraglich.
Unsere ersten Nächte in Mumbai haben wir im "Sea Shore Hotel" verbracht. Doppelbettmatratze, Schrank, Ventilator an der Decke, Fenster mit Blick auf den Hafen, Schimmel an der Wand. Dafür ein exklusives Badezimmer, welches wir uns zwar mit den anderen Gästen teilen mussten, dass aber wie im Lonely Planet (Backpacker Reiseführer) versprochen, Designcharakter hat. Außerdem sehr sauber, wenn man es mit den Bädern und Toiletten die ich in dieser Woche betreten habe, vergleicht.
Wir sind nachts angekommen, haben noch einen kurzen Spaziergang am Hafen gemacht und uns eine Flasche Wasser gekauft, den Ratten "Guten Tag" gesagt und ins Bett gefallen.
Samstag haben wir dann hemmungslos geshoppt. Hier und da ein Schal, 2-3 Salvar Kameez (das sind ganze Sets mit Hose, Oberteil und Schal) und was man halt so in Inden braucht um nicht ganz so aufzufallen. Abends haben wir und mit Maria, eine weitere Studentin aus Magdeburg, im Café Leopold getroffen, das, wer die Nachrichten gut verfolgt, 2008 wegen einer Schießerei - neben dem Anschlag auf das Taj Mahal Palace Hotel - in den Schlagzeilen war. Die Schusslöcher in der Wand strotzten vor Authentizität.
Sonntag ging es dann weiter ei nbisschen shoppen und an den Bahnhof Karten kaufen für den Abend. Wir haben uns dann nämlich auf den Weg gemacht nach Kalkeri. Kalkeri ist ein kleines Dorf nähe Dharwad, östlich von Goa - wie eben schon erwähnt. Marie vermisste die Kinder und umgekehrt und gegen ein bisschen Indien kennenlernen haben wir ja auch nichts. Um 17.50 ging der Zug, um 17.51 rennen Maria, Marie und Kara mit je 20 kg Gepäck auf dem Rücken auf den Bahnsteig - der Schweiß läuft. Grad noch so geschafft. Und dann fahren wir auch schon. Komisch. Ich dachte wenn der Zug um 17.50 "fährt", fahren wir vielleicht um 18.30 oder 19.30. Falsch gedacht. Alles pünktlich.
Wir haben im Zug "Sleeper" gebucht,
heißt: drei "Betten" übereinander die ab 22 Uhr ausgeklappt werden,
spartanisch ohne Sichtschutz, welches später noch eine Rolle spielt.
Zuerst saßen wir alleine in unserem Abteil,
später mit 20 Leuten auf mehreren Etagen. Wir warenmüde wollten endlich
schlafen - um 22 Uhr war es dann soweit. Klapp-klapp, Pritsche in die Ketten
hängen, Schuhe ausziehen, rauf da - schlafen. Nach 5 Minuten hin- und her
wälzen bemerke ich, dass schräg unter mir ein Inder liegt. Er schaut
interessiert zu mir hoch, ich mache die Augen zu, nach ein paar Sekunden wieder
auf - er guckt immernoch. Er stiert. Marie hat auch noch nciht geschlafen und
so berichte ich ihr von dem komischen Kautz der unter ihr liegt.
"Ihgitt!". Zu allem Überfluss züngelte er dann auch noch an seiner
Goldkette rum, während er mich anstierte. Das wird mir zu viel, ich drehe mich
um, hoffe das Beste. Nach einer halben Stunde dösen weckt mich Marie von
gegenüber. "Karaaaa.... der hat sich jetzt auf die andere Seite gelegt und
glotzt mich jetzt an!" - Schlussfolgernd: Marie dreht sich auch um. Wir
dachten damit hätte es sich gegessen. Ich habe ab dann tief und fest
geschlafen, Marie die seit der ersten Nacht in Mumbai erkältet ist tut sich
schwer Schlaf zu finden. Sie berichtet am nächsten Morgen, dass der Typ sich,
nachdem auch Marie sich unmgedreht hat, auf ein anderes Bett gesetzt hat, von
dem aus er den Blick auf uns beide richten konnte. Irgendwann hätte er sich in
die Hose gefasst und an sich rumgespielt. Ihgitt. Zum Glück kam genau in diesem
Moment der Schaffner, der sich gleich Unterstützung von der Security holte, mit
einem Bambus-Stock wurde er aus dem Abteil gejagt. Es war laut, es wurde viel
geschimpft. Ich habe geschlafen.
In Dhardwad angekommen (gegen 13 Uhr am Montag)
sind wir dann mit einer Rikscha, die unter dem Gewicht von 3 Backpacks, 3
Handgepäckteilen, weiteren Einkaufstüten und von 3 dicken Deutschen, knarzte,
zum Busstand gefahren. Das Ding war bis oben voll, Marie auf meinem Schoß.
Irgendwann waren wir dann auch mal da. Von Rikscha in Bus - vom Bus zu Fuß
weiter den Berg hoch. Uff. In der Schule angekommen hatte Marie die volle
Aufmerksamkeit von mindestens 100 Kindern, die nach und nach auf uns zu gerannt
kamen. "Teacheri Maryy!! Still remember my name??" - Die arme. Dann
kamen sie zu Maria und mir. "What
is your name?" - "My name is Kara." - "Kara?" -
"Yes Kara!" - "Hahahaaaa - you know in kannada it means
chilli-spicy!" - "So call me spicy."
Das Geschrei ist immernoch groß, wenn die Kinder
sich nochmal vergewissern dass ich wirklich Kara heiße.
Nun sind wir seit Monatg hier. Sitzen auf dem Boden, essen mit den Händen und chillen. Einmal am Tag kommen die Affen, die alles verwüsten. Sie haben aus unserer Lehmhütte, in der wir auf dem Boden schlafen, ein Packet Kaffee geklaut und es überall draußen verstreut. Riecht gut. Trotzdem schade.
Gestern (Donnerstag) waren wir in Dharwad, die nächst größere Stadt. Shoppen, Maries Sitar-Lehrer besuchen, über den Markt schlendern., Obst und Gemüse kaufen.
Außerdem habe ich mich äußerlich den Indern angepasst. Danke an Maria für die Dokumentation.
Davon gibt es auch ein schickes Video, das kommt aber später.
Ich wünsche Euch das Beste,
Namaste, Spicy.