Sonntag, 14. April 2013

Mama's Reisebericht

Folgend der Bericht von Mama über ihren Aufenthalt in Indien von Dezember 2012 - Januar 2013.





Liebe Leute! 

Das war krass. Abenteuer pur. Eintauchen in eine Welt voller Gegensätze.
Indien gehörte nicht auf meine Reiseliste, genauso wenig wie dann Kalkutta und Varanasi (Ganges). Aber Gelegenheiten soll man beim Schopfe packen. Oder?
Manuela und ich fliegen nach Indien, an: Mitternacht des 27. Dez. auf dem Chhatrapati Shivaji International Airport in Mumbai, ab: Mitternacht 14. Jan. 2013 (nach 3 Stunden indischem bürokratischen Chaos), 8 Stunden bis München.

------------------------------
Nach gut 6 Monaten mentaler Vorbereitung in Bezug auf die sozialen Verhältnisse, das Klima, die Umweltbelastung, die Überbevölkerung, die gesundheitlichen Aspekte und generelle Vorbehalte – sind die 17 Tage Indien schon wieder Vergangenheit. Und die Frage: „Wie war’s? Habt Ihr Euch das so vorgestellt?“ kann ich beileibe nicht gleich und direkt beantworten.
Indien bietet Eindrücke, die so vielfältig, so konträr, so mitreißend, so kompakt sind, dass ein Aufenthalt von diesen paar Tagen ein pauschales Urteil eigentlich nicht erlaubt.
Also, hier mein Bericht:
Mumbai ist die größte Stadt Indiens mir zwischen 12 – 20 Mio. Einwohners einschließlich der Peripherie, das wirtschaftliche Zentrum (Delhi das politische und Kolkata das kulturelle Zentrum nach Wikipedia). Von Norden nach Süden der Stadt sind es bestimmt 50 Km, und die Kalina Universität befindet sich in der südlichen Mitte. Der Campus ist eine Oase der Ruhe, das Tor zur Stadt ist eine Öffnung zu neugierigen Blicken, zu allen möglichen Waren, die an den Straßen feil geboten werden, und hier die zweispurigen aber mindestens dreispurig befahrenen Straßen, beschallt von permanentem Hupen und ausgefüllt mit Abgasen. Das Überqueren der Straße – wenn man nicht das Glück hat, auf dergleichen Straßenseite eine Rikscha nehmen zu können,  eine ungewohnte Herausforderung und Adrenalin pur: bei fließendem Verkehr heile die andere Seite zu erreichen.
Die Gesetze auf der Straße: pulsierender Linksverkehr, die Kreuzungen sind Ampelgeregelt (manchmal fahren die Autos bei Rot und manchmal stehen sie bei Grün..), jeder Verkehrsteilnehmer auf Rädern hat das Recht, da zu sein wo Platz ist auf seiner Straßenseite, zu überholen wenn er meint er ist dran und als erster am Ziel anzukommen. Darum wird 10 m vor der Kreuzung auch noch mal Gas gegeben, obwohl alles steht. Kommuniziert wird durch Hupen. Hupen kann alles bedeuten: ich komme rechts, ich bin links, achte auf mich, ich bin hier, ich will da hin, ich überhole, komm mir nicht zu nahe… Keiner hupt nicht, und Feinstaub, Abgase, ökonomisches Fahren –  was ist das? Die Rikschas können mit 7 PS fast 55 kmh fahren, auf jeden Fall reizen die Fahrer das aus, wenn sie nicht gestoppt werden durch die mehr oder weniger regelmäßig in die Straßendecke eingebauten Stoppwellen, durch Fußgänger oder Hunde, die dicht am Verkehr auf den Straßen liegen und schlafen.
Wir fahren an Patchwork-Wänden aus Wellblech vorbei - an den Straßen oder Bürgersteigen gebaute Unterkünfte, vor denen morgens gewaschen wird, tagsüber Kinder spielen, Autos repariert werden, Benzin  verkauft, Wäsche aufgehängt, gekocht und gegessen wird, ein Blumenverkauf über ca. 2 km am Straßenrand, moderne oder auch ältere Hochhäuser, Straßengeschäfte jeglicher Art und Menschen: Frauen in Saris und Männer eher in westlicher Kleidung, Schulkinder in Uniform. Seit Monaten hat es nicht geregnet, alles ist grau bestaubt und trocken. Und überall ist Müll verstreut, Plastiktüten, alles. Wir fahren durch die Stadt und staunen.
Die unterschiedlichen Stadtteile Mumbais haben auch individuelle Gesichter: Colaba im Süden sieht gediegen aus mit einem altenglischen Touch, Bandra ist ausgestattet mit westlichen Boutiquen, Santa Cruz East mit Bahnstation mit Basaren und Straßenhändlern, die Marine Line (Straße entlang der Küste nach Süden) gespickt mit Clubs, Hotels und privaten Schulen, herausragend Dharavi, das Slumviertel - das Kara ja schon beschrieben hat - mit integrierten Recyclingwerkstätten und eigenen Schulen und Versorgungseinrichtungen, oder die Wohnvororte an der östlichen Peripherie mit auch schon dörflichen Charakteren als Beispiele. In Mumbai wird viel Kricket gespielt.
Wir besuchen einige Kunstausstellungen und Museen und treffen international orientierte Künstler.





Nach drei Tagen Mumbai fliegen wir über Delhi (6°C) und Guwahati (Assam) nach Bagdogra, südlicher Flughafen von Sikkim. Das Flugzeug fliegt entlang der Skyline des Himalaya und wir können mithilfe von ‚Ortskundigen’ erste Fotos von Mount Everest und Kangchenjunga (3.höchster Gipfel der Erde) machen. Mit einem Jeep fahren wir zu viert (Kara, Marie, Manuela und ich) nach Gangtok, die Hauptstadt Sikkims, die 120 km nördlich und ca. 1800 m höher liegt. Für die 120 km benötigen wir knappe vier Stunden, kurz hinter der Stadt stehen wir eine Stunde im Stau (Rushhour), an der Grenze zu Sikkim müssen Grenzformalitäten erledigt werden, obwohl Sikkim ein Bundesstaat Indiens ist (der 22., seit ca. 35 Jahren ist Sikkim kein Königreich mehr), dann dreht unser Fahrer auf und rast nach o.g. Regeln wie ein Verrückter über die teils unbefestigten Straßen bzw. Serpentinen, unbeeindruckt von entgegen kommenden LKWs, uneinsehbaren Kurven, vor uns fahrenden anderen Jeeps, Felsbrocken auf oder Löchern in der Fahrbahn – die minimal gesicherten tiefen Abhänge sind dann mit zunehmender Dunkelheit Gott sei Dank nicht mehr zu erkennen.
Wir finden das Mintokling Guest House und treffen uns in der Stadt mit Kara’s Freunden zum Sylvesterumtrunk.
Gangtok ist nicht so groß (ca. 30 000 Einwohner) und liegt auf und an einem Berg, hat ein überraschend westliches Flair, die Innenstadt verfügt über eine saubere und freundliche Fußgängerzone, man sieht neben wenigen Mönchen mit roten Kutten eher westlich gekleidete Leute  mit nepalischen und tibetischen Gesichtszügen, freundliche Leute.  Es gibt eine Gondelbahn, die einzige in Indien, mit der wir hoch über der Stadt fahren, und einige hübsche Aussichtspunkte, die wir per Taxi besuchen.
Unser Guest House befindet sich oberhalb der Innenstadt und wir müssen ziemlich steil hoch (keuch), es ist kalt und wir sind dankbar, dass wir einen ‚heater’ in unser Zimmer bekommen.
Von Gangtok aus werden viele Trekkingtouren angeboten, und Wikipedia spricht von immerhin ca. 200 000 Touristen im Jahr. Im nördlichen Bereich gibt es eine Sperrzone wegen der Nähe zur chinesischen Grenze. 







Drei Tage später lassen wir uns mit dem Jeep nach Darjeeling bringen, eine Stadt (ca. 200 000 Einw.), in deren wunderschöner Umgebung der bekannte Tee angepflanzt wird (bis hin nach Nepal). Darjeeling liegt in ca. 2200 m Höhe in Bengalen, das heißt nicht mehr in Sikkim. Die Stadt vermittelt als erstes den Eindruck, es gibt mehr Autos und andere Fahrzeuge als Bewohner, es ist laut, grau und eng, die Häuser sehen verkommen aus.
Das Highlight ist Tiger Hill, wir stehen dafür um 4 Uhr morgens auf um 20 Minuten später von einem Jeep aufgepickt zu werden, der uns  in einem Konvoi vieler Jeeps und Taxis auf den 13 km entfernten und 400 m höher gelegenen Tiger Hill bringt, um den Kangchenjunga und den Mount Everest bei Sonnenaufgang zu erleben. Der Hügel, der zwischen Sonnenaufgang und Bergmassiv liegt, ist von Raureif bedeckt und - siehe das Archivbild – uns war entsprechend kalt. Auf der Aussichtsplattform warten mindestens 250 Schaulustige auf das Ereignis.
Kara und ich besichtigen eine Teeproduktion (Happy Valley Tea Estate)  und lassen uns von einem engagierten Mitarbeiter aus der Produktentwicklung informieren, dass grüner, schwarzer und weißer Tee von einem Teestrauch stammen und wie jeder bearbeitet wird.
Unser Hotel Tranquility oben am Berg wird geleitet von einem netten Lehrerehepaar, und wir sind stark aus der Puste, wenn wir es erreichen. Es ist sauber, ein wenig eng, das Bad in der Größe einer Gästetoilette ist auch Dusche, das Wasser kalt. In der Nacht gibt es kochend heiße Wärmflaschen, sie wärmen auf der einen Körperseite, die andere ist kalt, trotz Zwiebellooks auch in der Nacht frieren wir, die Fenster sind nicht dicht, es friert draußen. Am Morgen des 3. Tages bringt uns ein Jeep zum Flughafen Bagdogra, der Fahrer fährt etwas gesitteter durch die schöne Landschaft, gern wäre ich zwischendurch ausgestiegen, um an den Fluss zu gehen oder mit Muße den Blick auf die Dörfer zu genießen.  









Kolkata, das ehemalige Kalkutta liegt zwar am Ganges bzw. einem der Mündungsarme, aber noch nicht am Golf von Bengalen, wie ich fälschlicherweise dachte. Der Flughafen liegt außerhalb der Stadt im Grünen, wir nehmen ein Prepaid-Taxi, um in die Innenstadt zu gelangen. Der Zubringer breit und zunächst nicht stark befahren. Unser Hotel befindet sich in einer Seitenstraße in der Stadtmitte, ich wundere mich, dass es der Taxifahrer findet.
Einige Straßen weiter befindet sich die Academy Of Fine Arts mit einer Ausstellung indischer Gegenwartskunst mit interessanten Bildern und Plastiken. Vor dem Gebäude findet eine Aktion statt zur Vergewaltigung einer jungen Frau im Norden Indiens, die in Indien wie auch weltweit in der Presse präsent ist. Beteiligt sind schätzungsweise ein Dutzend Künstler, begleitet wird es durch ein Kamerateam, wir kommen ins Gespräch mit einem der Initiatoren, der natürlich interessiert ist an Kontakten nach Deutschland. Eine Galerie in der Nähe zeigt einen Künstler mit Recyclingexponaten, was gerade in unser eigenes Thema passt.
Die Straßen Kolkatas unterscheiden sich von denen Mumbais, der Verkehr wirkt geordneter, die Taxis sind größer und ‚englischer’, es gibt scheinbar mehr Busse. Dennoch, es ist viel Verkehr und es gibt viele Menschen auf den Strassen.
Auf den Bürgersteigen befinden sich viele Imbissstände, es wird gekocht, gebacken und gebraten, und natürlich gegessen. Im Nachklang wirkt alles ein wenig bedrohlich, die Häuser sind höher, die Seitenstrassen schmal und dunkel, die Einheimischen scheinen verschlossener.
Früh am Morgen bringt uns ein Taxi durch die malerischen Märkte an den Straßen mit frischem Fisch, lebenden Hühnern, Orangenpyramiden und vielfältigem Gemüseangeboten zum Flug nach Varanasi.
Ich denke, es gibt viel zu sehen bzw. zu entdecken in Kolkata, es sind nur Fetzen an Eindrücken. Später lese ich, dass es im Sommer wohl erdrückend sein soll wegen der Hitze, Luftfeuchtigkeit, Luftverschmutzung und die Gefahr einer Infektionskrankheit aufgrund der Umweltprobleme groß ist.





Varanasi am Ganges ist die heiligste Stadt der Hindus mit rund 1,2 Mio. Einwohnern und liegt fast auf einer Linie zwischen Delhi und Kolkata .
Ein moderner, sauberer Flughafen weit vor der Stadt empfängt uns einen Tag später, und nach fast einstündiger Fahrt mit dem Taxi landen wir südlich der Altstadt direkt am Ganges vor einem Ashram (Meditationshaus).
Das Straßenbild wirkt anders, Fahrradrikshaws, je weiter wir in Richtung Ganges kommen, Kühe. Eingeschossige Häuser, unbefestigte Strassen, und neben dem Ashram ein Feld mit einer Herde Wasserbüffel. Der Ashram, ein Ruhepol, wird geleitet von einem (geschäftstüchtigen) Yogalehrer, der auch schon in Berlin bei Yogatagen präsent war, sauber, hell, eisekalt. Abends wird ein kleines Feuer zum Wärmen angezündet und ein Vorhang zum offenen Atrium als Schutz gegen die Kälte gezogen. Es gibt auch Essen, wir sitzen am Tisch in voller Montur mit Mütze, es ist zugig und wir bekommen kalte Füße – die Schuhe stehen an der Tür. Wir bekommen wieder einen Heizlüfter ins Zimmer, trotzdem, er hilft wenig. Gut ist: zum Zubettgehen muss man wenig ausziehen, morgens braucht man wenig anzuziehen. Karamaus erfriert fast auf der Matratze auf dem Fußboden trotz aller Wolldecken und Schals.
Über Varanasi schreibe ich nicht viel, Kara hat in ihrem Blog vom 15. November schon berichtet.

Einige meiner aktuellen Eindrücke: Die Atmosphäre am Ganges ist gedämpft, es ist diesig – man sieht kaum das andere Ufer, kalt, und nicht viele Leute sind unterwegs. Trotz der Kälte baden einige unentwegte Männer. Kinder und Jugendliche lassen Drachen steigen.
Wir gehen in die German Bakery, ein kleines Cafe, in dem man auch auf der Dachterrasse sitzen kann, empfohlen vom Lonely Planet und treffen andere Touris, mit dem gleichen Reiseführer unterm Arm. Wir decken uns ein mit Andenken in einem Laden, der ein Projekt unterstützt, Frauen Arbeit zu geben und Kindern einen Schulaufenthalt zu ermöglichen. Der Versuch (Kara), den Goldenen Tempel zu besichtigen (Manuela und ich werden währenddessen fast von einer Kuh überrannt), scheitert an ausgeklügelten Sicherheitsmassnahmen vor dem Tempel, nicht schlimm. Dafür sehen wir am Fuße der Pizzeria, die Kara gefunden hat, einen Schlangenbeschörer mit 2 Kobras.
Auf dem ‚Nachhause’weg schieben wir uns mutig an den Wasserbüffeln vorbei, immer mit dem Blick auf die Kuhfladen am Boden, die von den Indern gesammelt, zu kleinen Puffer geformt, malerisch gestapelt und zum Heizen getrocknet werden.
Unserem Organisationsmanager Kara gelingt es am nächsten Tag, rechtzeitig ein Taxi zum Airport zu bekommen, und auf dem Weg verdeutlicht sich der halbmondförmige Aufbau der Stadt um den Altstadtkern am Ganges bis zur Peripherie über die Struktur der Strassen, der Stil der Häuser, dem Verkehr– es gäbe noch viel zu sehen – aber wir waren am Ganges.









Am 9. Januar sind wir wieder in Mumbai – fast vertraut -, und weil das Guesthouse für Besucher ausgebucht ist, bleiben wir bei Kara und Marie – die Mitbewohnerinnen sind unterwegs in Richtung Thailand. Mit Maries Eltern, die am gleichen Tag aus Deutschland gekommen sind, fahren wir nach Elephanta Island (eine gute Stunde mit dem Boot), das sich ca. 10 km östlich von Mumbai befindet. Wir besichtigen Höhlen mit großen, in den Fels gehauenen Shiva-Skulpturen, fotografieren Affen, und ärgern uns, dass wir als ausländische Touristen den 10fachen Eintritt bezahlen. Auch wenn die Insel zum Weltkulturerbe zählt, hat es sich insgesamt nicht unbedingt gelohnt.
Am nächsten Tag geht es mit dem Zug nach Matheran, einem etwa 30 km östlich gelegenem Bergdorf, wir fahren mit dem Taxi nach bewährter Manier hinauf und wandern den Nachmittag durch den Wald in den Ort. Es ist ein bisschen staubig, denn uns überholen Gruppen bzw. einzelne Reiter und Pferde – es gibt hier oben keine Autos-, und wir  fahren mit der Schmalspurbahn wieder zurück zum Eingang des Ausflugsortes.
Die Zugfahrt in Mumbai ist ein Erlebnis für sich, je nach Anzahl der Reisenden und entsprechenden Vollheit, die Züge halten nur kurz, Ein- und Aussteigen passiert fast gleichzeitig, die Türen bleiben offen – das erleichtert das Trittbrett fahren, außerdem kann man, wenn man will, den Fahrtwind genießen. Die Tickets für die Fahrten werden vorher gekauft (wie bei uns), Gott sei Dank übernehmen das Kara oder Marie, denn das Gemisch von Hindi und Englisch irritiert mich total. Auf der Treppe vom Bahnsteig auf den Überweg in Santa Cruz spricht mich ein Inder von der Seite an: ‚Did you ever see so many people in your country?’ 

Das wird uns bewusst, als wir wieder zuhause sind. Was haben wir eigentlich für Sorgen?

Donnerstag, 28. März 2013

Happy Holi!


Liebe Leser,

bevor ich anfange vom Holi Festival zu erzählen möchte ich bin für die lange Abstinenz entschuldigen.
Ich war viel unterwegs mit Besuch und auch alleine mit meinen Mitbewohnern. Ich hoffe ich kann bald den angefangenen Post über Varnassi-Kathmandu-Kolakta zuende führen. Außerdem kommen noch Erlebnisberichte von Mutti und Beat dazu, die haben nochmal neue, frische Eindrücke, einen anderen Stadtpunkt und ein Erfahrungssog wie ein Staubsauger, besonders wenn man weiß dass man nur 3-4 Wochen in Indien ist.

Gestern war Holi! Das Fest der Farben! Besonders in Europa ein neuer Trend. Selbst in Magdeburg gab es im letzten Jahr ein Holifestival welches von Romantik 2.0 organisiert wurde.

Am Vollmondtag wird also der Frühlingsanfang gefeiert. Wie in Indien üblich gibt es kaum Feiertage ohne hinduistischen Hintergrund und die damit verbundenen Mythen. Es gibt natürlich zahlreiche Abwandlungen des Mythos zu Holi, welche besonders in den verschiedenen Regionen Indiens variieren. In Mumbai erzählt man sich diese:
Der kindliche Prinz Prahlada sollte von seinem Vater überredet werden, ihm alle göttliche Ehre zu erweisen, der Junge jedoch verehrte weiterhin nur Vishnu. Mit verschiedenen Mitteln versuchte nun der König seinen Sohn zu töten, jedes mal jedoch griff Vishnu selbst ein und rettete das Kind. Schließlich griff der König zu einer List: Seine Schwester Holika, die durch besondere Kräfte vor dem Feuer geschützt war, sollte mit Prahlada auf dem Schoß ins Feuer springen und ihn so verbrennen. Aber die Flammen verschonten das Kind und von Holika blieb nur ein Häufchen Asche. Danach feiern die Menschen als Erinnerung an die Vernichtung der Dämonin das Fest Holi.

In der Stadt konnte man am Tag vor Holi viele Kinder und Erwachsene sehen die Brennholz sammelten. Abends wurde dann alles zu einem großen "Bonfire" zusammengestellt und angezündet. Die ganze Gegend ist verqualmt, man kann kaum etwas sehen wenn man nahe an den Feuern vorbei fährt, der Ruß steckt in den Poren. Auf den Straßen stehen viele Polizeikontrollen, jedoch nicht wegen Brandschutzvorichtungen sondern wegen Drogenkontrollen. Holi ist nämlich auch eines der Feste bei dem "Bhang" konsumiert wird. Bhang ist ein Gebräu aus Marihuana, Gewürzen und Milch mit angeblicher 24-Stunden-Wirkung.

Marie und ich haben dann am Holi-Mittwoch erstmal verpennt. War ja klar. Die riesigen Straßenumzüge sind schon lange vorbei gefahren, sie haben buntes Farbpulver auf den Straßen hinterlassen.
"Kacke.Was machen wir jetzt?"
Ab in die nächste Rikshaw gesprungen, am Kalina Markt die letzten Farbreste gekauft, ab nach Bandra auf die Carter Road.
In der Rikshaw schonmal ein bisschen angefangen uns zu bewerfen.
An der Carter Road haben wir dann unsere neuen Freunde getroffen, drei Italienerinnen, die uns sogar schon zum Spaghetti Pesto Essen eingeladen haben, beste Qualität vom coop.
Martina, Giulia und Anna sind Architekturstudentinnen aus Turin und machen gerade für 5 Wochen ein Praktikum bei URBZ, dort macht Marie auch ihr Praktikum. Sie hat die drei ein bisschen untere ihre Fittiche genommen, somit zeigen wir denen "unser" Mumbai ein bisschen. Wo gibts die besten Hosen? Wo kann man gut Gewürze kaufen? Was eignet sich am Besten als Souvenir? - Wir stehen mit Rat und Tat zu Seite.
Mamma mia!

Dann ging auch schon der Farbenkrieg los. Zwischendurch kamen ein paar Kinder die auch mitgemacht haben, leider landete die ein oder andere mit Farbe gefüllte Hand im Auge oder Mund, aber was solls.
Danach gabs dann erstmal einen großen Eistee für alle, war dann doch anstrengender als gedacht.

Von den Farben werde ich auch ncoh die nächste Woche etwas haben, die Kopfhaut ist grün-gelb-rot, der Bauch rot-gelb gestreift und vom Gesicht will ich garnicht erst reden..

Nun noch ein paar Eindrücke:








An dieser Stelle ganz besonders viele liebe herzliche vermissende Grüße an Maria, die uns Sonntag Nacht dann verlassen hat. Sie ist zurück in Mageburg um dort ihr Studium zum neuen Semester zu vollenden.

Herzlichste Grüße an alle!

Kara
 
Ich muss jetzt erstmal Wäsche waschen.....

Donnerstag, 15. November 2012

18 Tage without Mumbai

Nach drei Monaten Mumbai, einigen Wochenendtrips und Tagesunternehmungen wurde es langsam mal Zeit für ein bisschen "Urlaub". Urlaub im Sinne von einer kleinen Rundreise von Varanasi aus über Kathmandu (Nepal) nach Kalkutta.
Im Folgenden der Reisebericht.


Varanasi - das spirituelle Zentrum
Nach 30 Stunden Zufahrt haben wir endlich Varanasi erreicht. Zwar konnten wir uns immermal wieder im Zug hinlegen und entspannen, aber trotzdem ist so eine Fahrt doch sehr anstrengend. Alleine die vorbeirauschenden Eindrücke der sich immer ändernden Landschaft, als auch der Trubel im Waggon und im Abteil sind Kräfte zehrend. Spätestens zu jeder vollen Stunde schauen die Wallas vorbei die jegliche Art von Essen anbieten und die Gäste mit Chai und Nescafe versorgen. Dabei rufen sie durch den ganzen Zug ihre Angebote die sich im immer wiederkehrenden Rhythmus einem melodischen Mantra gleichsetzen. Den Trance-Zustand hat man schnell erreicht.
Gegen 20 Uhr konnten wir in Varanasi aussteigen und uns nochmal bei den Rikshaw-Fahrern mit ausgeklügelter Handelsstrategie beweisen. Nach erster Verwirrung wieso wir mitten an einer Hauptstraße halt machen (kein Guest House weit und breit), belehrte uns der Rikshawfahrer, dass wir in die kleinen Gassen der Altstadt Varanasis nicht mit der Rikshaw weiterfahren können, er uns aber bis zum Hostel bringt. Mir dämmerten die Worte aus dem Lonely Planet: "Es ist schwer, sich hier nicht zu verlaufen..". Linksrum, rechtsrum, an dem Ganesha-Tempel vorbei, über Hinterhöfe und unter Arkaden hindurch, nach 10 Minuten durch das Labyrinth sind wir im Pooja Guest House angekommen. Sachen ablegen, kurz frisch machen, Guest House erkunden. "We have a nice rooftop restaurant!" versicherte uns der Rezeptionist. Ich war so kaputt dass ich nur noch essen wollte und danach ab in die Koje. Dass ich dafür aber in den 5. Stock krakseln muss, daran habe ich nicht einen Gedanken verschwendet.
Oben angekommen wurden wir aber mit einer wunderschönen Aussicht über die Altstadt belohnt. Vom Ganges war leider nicht mehr viel zu sehen, da es ja schon dunkel war. Nach der "Pasta with italian sauce", die aus zu lang gekochten Spaghetti und Ketchup bestand, sind wir dann auch nur noch ins Bett gefallen.
Am nächten Tag ging es dann nach einem ausgedehnten Frühstück an die Ghats am Ganges. "Ghats" sind ähnlich wie kleine Buchten, Stufen führen direkt bis zum Ufer des Ganges und bilden ein super Fotomotiv. An den Ghats spielt sich das Leben Varanasis ab. Hier wird Wäsche gewaschen, sich selbst gewaschen, "Pooja" (Gebete) gemacht und Touri Kram verkauft und angpriesen. Wir haben einen langen Spziergang entlang der Ghats geamcht und wurden auch Zeuge der Leichenverbrennungen am Manikarnika Ghat. Die Leichen werden auf Bambustragen durch die ganze Stadt getragen, bis sie den Ganges erreichen. Dabei sind sie mit rot-goldenen Tüchern bedeckt und werden von der ganzen Familie begleitet. Am Manikarnika Ghat werden dann verschiedene Holzsorten, von billigen Sorten, bis hin zu teurem Sandelholz, verkauft. Das Holz wird auf einer großen Waage ausgewogen um den Preis für die Einäscherung zu bestimmen. Bevor die Leiche verbrannt wird, wird sie einmal komplett im Ganges eingetaucht. Eine Person aus der Familie des Verstorbenen muss sich die Haare scheren und ist damit berechtigt das Feuer anzuzünden. An diesem Ghat brennen meistens ca. 3-4 Feuer gleichzeitig, nachdem die Leiche mit dem Holz komplett verbrannt ist, wird die Asche in den Ganges geschüttet.
Zum Ganges allgemein: Ich hätte gedacht er wäre viel schmutziger! Die Inder gehen mit Gewässer, ob fließend oder nicht, sehr rücksichtslos und absolut nicht umweltschonend um. Egal ob Biomüll oder Plastiktüten, Wasserflaschen oder Vekalien, alles kommt in den Teich hinterm Haus, den Bach um die Ecke oder ins weite Meer. Dies ist auch der Grund wieso man wenn man am Chaupatty Beach in Mumbai seine Füße 5 cm tief ins Wasser stellt, diese nicht mehr sehen kann.
Aber im Ganges gabs nicht so viel Plastik wie erwartet, zur Verwunderung meinerseits.
Als wir weiter am Ganges langschlenderten kam ein Verkäufer auf uns zu der uns in seinen "Shitty-Shop" lotsen wollte. Ein lustiger Kerl. "Please come to my shitty-shop! I have all the shitty stuff like cow shit. And everything for bullshit prices!" Was er damit erreichen wollte, weiß ich nicht.
Dann gab es noch lecker Pizza aus dem Holzofen am Assi Ghat (einer der größten Ghats) und zurück ging es auch zu Fuß. Noch ein bisschen Schaufensterbummel, hier und da mal reinschauen, die ein oder andere Hose ergattern. Um 19 Uhr ging es zum Dasaswamedh Ghat. Dort gabs ne riesen Zeremonie zur Huldigung des Ganges (auch in bewegtem Bild in meinem ersten Film zu sehen; Link unten). Viele Inder und noch mehr Touristen haben zugeschaut und wippten mit dem Oberkörper rhythmisch zur Sitar Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte.
Am nächsten Tag sind wir um 5 Uhr aufgestanden um eine Bootsfahrt auf dem Ganges zu unternehmen. Mit dem Sonnenaufgang wurden die Ghats in ein wunderschönes, rötliches Licht getaucht, durch welches die farbenfroh gekleideten Inder und Sadhus (http://de.wikipedia.org/wiki/Sadhu) noch authentischer wirkten. Dies war das Highlight des Tages und auch Varanasis würde ich sagen, weil man einfach die Perspektive gewechselt hat und aus der Sicht des Ganges die ganzen Pilger gesehen hat und die Leute die wirklich am Ganges leben. "Ganga is the Life - Line of Indian Culture" steht an einer Mauer. Ich verstehe es.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit shoppen und essen. So wie es sich für richtige Touris gehört. Die "German Brown Bread Bakery" hatte es uns natürlich besonders angetan. Wir empfanden den Urlaub auch als kulinarischen Urlaub. Endlich wieder ein bisschen westliches Essen: Pizza, Baguette, Brötchen, Müsli, Brezel(!), Pasta,..
Am Montag haben wir uns um die Bahntickets gekümmert, die uns zur indisch-nepalesischen Grenze bringen sollten, haben uns um ein bisschen Proviant gekauft. Nicht zu vergessen waren wir noch bei einem "Spiri", wie Mutti sagen würde. Für Marie und Barbara (eine Freundin von Marie aus Kalkeri) gab es ein Horoskop und für mich einmal Handlesen bitte! Unter Anderem gab es erstmal eine falsche Entscheidung die ich getroffen habe: ich hätte Medizinerin werden sollen!! "But its gone, do not think about it again.".. Da ich eh kein Blut sehen kann, war es für mich wohl doch die bessere Entscheidung...naja oder eher für die Patienten.

Nachts ging es dann mit dem Zug Richtung Sunauli, zum Grenzübergang.
Doch diese Geschichte erzähle ich euch ein anderes Mal..
Bis dahin, die besten Grüße!

Kara

P.S: Und hier der Link zum ersten, schlechten Film: https://www.youtube.com/watch?v=y4iMoZ2_JR4&feature=plcp

Dienstag, 16. Oktober 2012

Palak Paneer - Zubereitung

Sodele.
Aufgrund einer Bitte von Robin, einem Freund von mir aus Minden/Bad Oeynhausen (liebe Grüße an dieser Stelle), kommt nun ein Tutorial für Palak (Spinat) Paneer (indischer Käse), welches er in der Mensa in Berlin für schlappe 4,80€ bestellt und liebt.
Kurzer Hinweis: In Indien zahlt man für dieses Gericht ca. 1 Euro in einem fancy Restaurant. -> Haha!

Das ganze geht jetzt Step für Step.
(Alle Angaben für 4 Personen)

Was man alles einkaufen muss (falls nicht im Haus):

2 l Milch
4 Zitronen
3 Bund Spinat
4 Tomaten
2 Zwiebeln
3 Zehen Knoblauch
Pfeffer
Salz
Zucker
Senfkörner
Kreuzkümmel
Chillipuder/frische Chillis
Cumin

Den Paneer sollte man mindesten 4 Stunden vorher zubereiten, damit er auskühlen und fest werden kann.























Paneer:

Man gieße die 2 l Milch in einen großen Topf. Danach presst man den Saft der 4 Zitronen aus und gibt diesen dazu.














Nun den Topf auf der Feuerstelle platzieren, und alles auf kleiner Flamme aufkochen lassen. Ab und zu umrühren, sodass nichts anbrennt oder überkocht.










Schon nach kurzer Zeit kann man erkennen, wie sich die Molke von der restlichen dicklichen Masse, die später zum Käse wird, trennt.

Nun noch einmal alles richtig aufkochen lassen (das Ganze dauert ca. 10 Minuten) und dann vom Feuer nehmen.


Beim nächsten Schritt ist etwas Geschick gefragt: Das Aufgekochte muss nun entweder durch ein sauberes Küchentuch oder aber ein feinkörniges Sieb gegossen werden, bis nur noch der Käse übrig bleibt.
Vorsicht, heiß!


Ganz wichtig: die restliche Molke muss aus dem Käse herausgepresst werden, damit dieser fest wird.

Nun alles in Form bringen, das heißt zu einem Fladen formen
...

... und beschweren, mit Dingen, die gerade so herumliegen. Der Käse sollte nun mindestens vier Stunden ruhen und fest werden, bis er weiter verarbeitet wird.
Tataa, da ist er.
Für den Palak das Gemüse, also Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten klein schneiden, damit alles vorbereitet ist.
Auch der Paneer wird in kleine Würfel geschnitten, sodass er in heißem Öl fritert werden kann. Das gibt ihm das gewisse Extra.

Sobald er knusprig braun wird, aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen.
Jetzt wird die so typische und für fast jedes Curry verwendete Gewürz-Öl-Basis hergestellt, die das A und O der indischen Küche ist. Also gut aufpassen...

Zuerst das Öl (ca. 4 EL) erhitzen und Kreuzkümmel und schwarze Senfkörner (je 2 TL) dazu geben. Alles auf kleiner Flamme so lange anbraten, "until noise is coming" (Originalzitat von einer Köchin aus Kalkeri)


Dann Zwiebeln und danach Tomaten und Knoblauch dazugeben und das Ganze glasig anschwitzen.













Nun noch etwas Cumin/Gelbwurz/Halladi, Chillipulver und Salz (je nach Geschmack ca. 1 TL) dazugeben und der Grundstock des Gerichtes steht.
(Wenn friesche Chillis verwendet werden, müssen sie natürlich schon eher gemeinsam mit den Zwiebeln angebraten werden.)




Den frischen Spinat klein reißen und zu dem Sud geben, Milch oder Sahne bilden die benötigte Flüssigkeit. Deckel drauf und warten, bis der Spinat zerfallen ist und alles auf kleiner Flamme köchelt...

Nach 10 Minuten kann das Ganze entweder mit einem Mixer zu einem cremigen Brei verarbeitet (ging bei uns aufgrund mangelnder Küchengeräte nicht) oder aber so gelassen werden. 
Jetzt den bereits fritierten Paneer dazugeben und alles gut vermengen.
Als Beilage eignen sich Naan oder Paratha (für das Rezept schaut doch einfach mal bei Chefkoch.de oder kauft es vom Inder nebenan, so wie wir es getan haben. Reis ist natürlich auch gern gesehen. Bei uns zur Zeit nicht mehr so, daher das Brot.
Tadaa...









Den Palak Paneer nun gekonnt mit einem Stück Brot (mit der rechten Hand!) aufgabeln und zum Mund führen. Und das volle Geschmackserlebnis genießen.










Nach unserern Erfahrungen funktioniert dieses Rezept perfekt bei den verschiedensten Anlässen. In jedem Fall ist es gut zum Eindruck schinden für Schwiegerelternbesuche, gemeinsame authentische Kocherlebnisse bei ersten Dates oder ganz einfach bei kulinarischem Fernweh. Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit, eure Kara und Marie