Donnerstag, 15. November 2012

18 Tage without Mumbai

Nach drei Monaten Mumbai, einigen Wochenendtrips und Tagesunternehmungen wurde es langsam mal Zeit für ein bisschen "Urlaub". Urlaub im Sinne von einer kleinen Rundreise von Varanasi aus über Kathmandu (Nepal) nach Kalkutta.
Im Folgenden der Reisebericht.


Varanasi - das spirituelle Zentrum
Nach 30 Stunden Zufahrt haben wir endlich Varanasi erreicht. Zwar konnten wir uns immermal wieder im Zug hinlegen und entspannen, aber trotzdem ist so eine Fahrt doch sehr anstrengend. Alleine die vorbeirauschenden Eindrücke der sich immer ändernden Landschaft, als auch der Trubel im Waggon und im Abteil sind Kräfte zehrend. Spätestens zu jeder vollen Stunde schauen die Wallas vorbei die jegliche Art von Essen anbieten und die Gäste mit Chai und Nescafe versorgen. Dabei rufen sie durch den ganzen Zug ihre Angebote die sich im immer wiederkehrenden Rhythmus einem melodischen Mantra gleichsetzen. Den Trance-Zustand hat man schnell erreicht.
Gegen 20 Uhr konnten wir in Varanasi aussteigen und uns nochmal bei den Rikshaw-Fahrern mit ausgeklügelter Handelsstrategie beweisen. Nach erster Verwirrung wieso wir mitten an einer Hauptstraße halt machen (kein Guest House weit und breit), belehrte uns der Rikshawfahrer, dass wir in die kleinen Gassen der Altstadt Varanasis nicht mit der Rikshaw weiterfahren können, er uns aber bis zum Hostel bringt. Mir dämmerten die Worte aus dem Lonely Planet: "Es ist schwer, sich hier nicht zu verlaufen..". Linksrum, rechtsrum, an dem Ganesha-Tempel vorbei, über Hinterhöfe und unter Arkaden hindurch, nach 10 Minuten durch das Labyrinth sind wir im Pooja Guest House angekommen. Sachen ablegen, kurz frisch machen, Guest House erkunden. "We have a nice rooftop restaurant!" versicherte uns der Rezeptionist. Ich war so kaputt dass ich nur noch essen wollte und danach ab in die Koje. Dass ich dafür aber in den 5. Stock krakseln muss, daran habe ich nicht einen Gedanken verschwendet.
Oben angekommen wurden wir aber mit einer wunderschönen Aussicht über die Altstadt belohnt. Vom Ganges war leider nicht mehr viel zu sehen, da es ja schon dunkel war. Nach der "Pasta with italian sauce", die aus zu lang gekochten Spaghetti und Ketchup bestand, sind wir dann auch nur noch ins Bett gefallen.
Am nächten Tag ging es dann nach einem ausgedehnten Frühstück an die Ghats am Ganges. "Ghats" sind ähnlich wie kleine Buchten, Stufen führen direkt bis zum Ufer des Ganges und bilden ein super Fotomotiv. An den Ghats spielt sich das Leben Varanasis ab. Hier wird Wäsche gewaschen, sich selbst gewaschen, "Pooja" (Gebete) gemacht und Touri Kram verkauft und angpriesen. Wir haben einen langen Spziergang entlang der Ghats geamcht und wurden auch Zeuge der Leichenverbrennungen am Manikarnika Ghat. Die Leichen werden auf Bambustragen durch die ganze Stadt getragen, bis sie den Ganges erreichen. Dabei sind sie mit rot-goldenen Tüchern bedeckt und werden von der ganzen Familie begleitet. Am Manikarnika Ghat werden dann verschiedene Holzsorten, von billigen Sorten, bis hin zu teurem Sandelholz, verkauft. Das Holz wird auf einer großen Waage ausgewogen um den Preis für die Einäscherung zu bestimmen. Bevor die Leiche verbrannt wird, wird sie einmal komplett im Ganges eingetaucht. Eine Person aus der Familie des Verstorbenen muss sich die Haare scheren und ist damit berechtigt das Feuer anzuzünden. An diesem Ghat brennen meistens ca. 3-4 Feuer gleichzeitig, nachdem die Leiche mit dem Holz komplett verbrannt ist, wird die Asche in den Ganges geschüttet.
Zum Ganges allgemein: Ich hätte gedacht er wäre viel schmutziger! Die Inder gehen mit Gewässer, ob fließend oder nicht, sehr rücksichtslos und absolut nicht umweltschonend um. Egal ob Biomüll oder Plastiktüten, Wasserflaschen oder Vekalien, alles kommt in den Teich hinterm Haus, den Bach um die Ecke oder ins weite Meer. Dies ist auch der Grund wieso man wenn man am Chaupatty Beach in Mumbai seine Füße 5 cm tief ins Wasser stellt, diese nicht mehr sehen kann.
Aber im Ganges gabs nicht so viel Plastik wie erwartet, zur Verwunderung meinerseits.
Als wir weiter am Ganges langschlenderten kam ein Verkäufer auf uns zu der uns in seinen "Shitty-Shop" lotsen wollte. Ein lustiger Kerl. "Please come to my shitty-shop! I have all the shitty stuff like cow shit. And everything for bullshit prices!" Was er damit erreichen wollte, weiß ich nicht.
Dann gab es noch lecker Pizza aus dem Holzofen am Assi Ghat (einer der größten Ghats) und zurück ging es auch zu Fuß. Noch ein bisschen Schaufensterbummel, hier und da mal reinschauen, die ein oder andere Hose ergattern. Um 19 Uhr ging es zum Dasaswamedh Ghat. Dort gabs ne riesen Zeremonie zur Huldigung des Ganges (auch in bewegtem Bild in meinem ersten Film zu sehen; Link unten). Viele Inder und noch mehr Touristen haben zugeschaut und wippten mit dem Oberkörper rhythmisch zur Sitar Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte.
Am nächsten Tag sind wir um 5 Uhr aufgestanden um eine Bootsfahrt auf dem Ganges zu unternehmen. Mit dem Sonnenaufgang wurden die Ghats in ein wunderschönes, rötliches Licht getaucht, durch welches die farbenfroh gekleideten Inder und Sadhus (http://de.wikipedia.org/wiki/Sadhu) noch authentischer wirkten. Dies war das Highlight des Tages und auch Varanasis würde ich sagen, weil man einfach die Perspektive gewechselt hat und aus der Sicht des Ganges die ganzen Pilger gesehen hat und die Leute die wirklich am Ganges leben. "Ganga is the Life - Line of Indian Culture" steht an einer Mauer. Ich verstehe es.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit shoppen und essen. So wie es sich für richtige Touris gehört. Die "German Brown Bread Bakery" hatte es uns natürlich besonders angetan. Wir empfanden den Urlaub auch als kulinarischen Urlaub. Endlich wieder ein bisschen westliches Essen: Pizza, Baguette, Brötchen, Müsli, Brezel(!), Pasta,..
Am Montag haben wir uns um die Bahntickets gekümmert, die uns zur indisch-nepalesischen Grenze bringen sollten, haben uns um ein bisschen Proviant gekauft. Nicht zu vergessen waren wir noch bei einem "Spiri", wie Mutti sagen würde. Für Marie und Barbara (eine Freundin von Marie aus Kalkeri) gab es ein Horoskop und für mich einmal Handlesen bitte! Unter Anderem gab es erstmal eine falsche Entscheidung die ich getroffen habe: ich hätte Medizinerin werden sollen!! "But its gone, do not think about it again.".. Da ich eh kein Blut sehen kann, war es für mich wohl doch die bessere Entscheidung...naja oder eher für die Patienten.

Nachts ging es dann mit dem Zug Richtung Sunauli, zum Grenzübergang.
Doch diese Geschichte erzähle ich euch ein anderes Mal..
Bis dahin, die besten Grüße!

Kara

P.S: Und hier der Link zum ersten, schlechten Film: https://www.youtube.com/watch?v=y4iMoZ2_JR4&feature=plcp